REISEN
FILME
FOTOS
REISEMOBIL
ÜBER UNS
ALLERLEI
 

Menü


Unterwegs in Montenegro 2022

" Land der 1 000 Schluchten und 10 000 Serpentinen "

Das wäre ein Name der das Land perfekt beschreiben würde

Hier ist nicht nur der zweit tiefste Canyon der Welt sondern es geht permanent auf und ab in dieser grandiosen Karstlandschaft


01.10.2022

+++ In den Bergen +++

Anfahrt über Slowenien, Kroatien und Bosnien-Herzegowina. Die Einreise erfolgte beim Hum Border Crossing. Über eine abenteuerliche alte Stahlbrücke mit windschiefen Holzbrettern als Strassenbelag queren wir die Tara, das ganze bei Regen. Man hat in der Sekunde das Gefühl falsch abgebogen und irgendwo im tiefsten Südamerika rausgekommen zu sein. Die Grenzbeamten sind freundlich, beäugen grinsend unsere Olga und schon sind wir in Montenegro. Wir sind zum ersten mal im Land, zusammen mit Freunden die uns angeregt haben mitzukommen. Und wir sind sehr gespannt was uns hier erwartet!

Die ersten Touren führen uns hoch hinauf in die Berge bis etwa 1800m in phantastische Winnetou-Landschaften. Das Gebiet ist sehr karstig, mit blank leuchtenden weissen Kalkblöcken die wie Krapfen übereinander gestapelt scheinen, tiefen Dolinen und spärlichem Bewuchs. Die Offroad Pisten sind schottrig, teils steinig und dazwischen mit roter Erde die wie Kleister klebt.

Das Wetter ist traumhaft spätsommerlich, mit perfekt weichem Fotolicht! Tagsüber klettert die Temperatur auf angenehme 25 Grad, in der Nacht sinkt sie hier in den Bergen auf minus 3 Grad.

Die Campplatzsuche gestaltet sich schwierig, es sind kaum ebene Plätze zu finden wegen der vielen Dolinen usw. Mit etwas Geduld und Erfahrung gelingt es letztendlich doch wirklich traumhaft schöne Campplätze zu finden. Wir stellen die Autos waagrecht, meistens sind dazu ein paar passende Steine als Unterlage nötig und beginnen das Abendessen zu köcheln. Der Nachthimmel ist derart klar, tausende Sterne leuchten vom ungewohnt tiefschwarzen Himmel. Und wir parken direkt unter dem "grossen Wagen"
06.10.2022

+++ Topografie und Vegetation +++

Die Topographie des Landes ist geprägt von eng aneinand liegenden Bergzügen, dazwischen einige Hochplateaus. Man fährt permanent bergauf, bergab auf sehr kurvigen Strassen, das gilt sogar für die Hauptverbindungen. Die etwa 100km von der Hauptstadt Podgorica nach Kotor an der Küste sind nicht unter zwei Stunden zu schaffen. In wenigen Kilometern Luftlinie fährt man oftmals etliche hundert Höhenmeter rauf oder runter.

Die Bergstrassen sind oft wirklich beeindruckend kühn in den Hang geschlagen. Bestes Beispiel ist die schmale Bergstrasse von Kotor ins Inland. In 26 Kehren windet sie sich 900 Höhenmeter den Gebirgszug hoch. Mit immer genialerem Panorama in die Bucht von Kotor.

Bergauf genügen die ersten drei Gänge, auf die vierte oder gar fünfte kommt man nur sehr selten. Bergab werden die Bremsen ordentlich strapaziert, dazu ein kleines Highlight: Wir kommen mit quasi rauchenden Bremsen unten an der Tara Brücke an, parken uns ein. Sofort ist ein anderer Tourist zur Stelle und belehrt uns in Blockwartmanier: "Ach Mensch, ihr Auto muss dringend zur Abgasuntersuchung ..." Wir: "Wegen heisser Bremsen, danke für den Tip" .... eh kloar, ein Auskenner halt ...

Die Vegetation ist oftmals spärlich, niedriges Buschzeug dominiert an den steilen Hängen. In günstigeren Lagen nahe den Siedlungen werden Olivenbäume kultiviert, auf mühsam über Jahrhunderte angelegten Terrassen. Auch Granatapfelbäume findet man allerorts, sowohl in Gärten wie auch wildwachsend, wie Unkraut. Weiter im Inland existieren dagegen dichte Wälder und sogar die letzten Urwälder dieser Region.
09.10.2022

+++ Maroni, Tabak und Honig +++

Am Südufer des Skadarsees entdecken wir uralte Maroniplantagen. Die mächtigen Bäume müssen mehrere hundert Jahre alt sein. Die Maroni in ihren äusserst fotogenen stacheligen Schalen werden in Kürze reif sein und zu Boden fallen. Wir sind leider etwas zu früh, sehr gerne würden wir einige einsammeln und am abendlichen Lagerfeuer braten. Aber als Fotomotive dürfen sie wenigstens herhalten, mit knallblauem Herbsthimmel als tollen Kontrast.

Weiters finden wir hier Tabakplantagen, auf kleinen Feldern wird hier tatsächlich Tabak gepflanzt und verarbeitet. Wir wussten gar nicht dass hier Tabak wächst. Wir halten an, sehen uns das an und kommen mit Deutsch sprechenden Einheimischen ins Gespräch die uns alles erklären. Die Stauden werden im Mai gepflanzt, den ganzen Sommer über werden laufend die passenden Blätter abgeschnitten und unter Dächern zum Trocknen aufgehängt. Danach feinst geschnitten und hier lokal zum Verkauf angeboten.

Mit Hilfe unserer deutschsprechenden Montenegriner gelangen wir zu einem alten Imker um Honig zu kaufen. Er ist gerade zu Hause und bietet uns freundlich eine Kostprobe seines Honigs an. Wegen der vielen Maronibäume in der Umgebung ist er extrem dunkel, dickflüssig und schmeckt süss-herb. Genau unsere Geschmacksrichtung, dazu bekommen wir noch soeben frisch gebackene Mehlspeise angeboten! Wir unterhalten uns noch einige Zeit, kaufen zwei Kilo Honig, verabschieden uns und setzen unsere Reise fort.
10.10.2022

+++ Festungen und U-Boot Bunker +++

Montenegro war im 19. Jahrhundert Teil der Österreich-Ungarischen Monarchie und Grenzgebiet zu anderen Reichen. Aus diesem Grund wurden dort etliche massive Verteidigungsanlagen gebaut die bis heute existieren und besucht werden können.

Gerade die Bucht und Grossraum von Kotor war extrem wichtig für Handel, Marine und die Verbindung zum Hinterland. Über 50 Verteidigungsanlagen wurden dort errichtet. Manchmal sind nur noch ein paar Mauerreste und Grundmauern zu sehen, oftmals aber erstaunlich gut erhaltene Anlagen. Wir haben einige besucht, uns in diese heute unreale Zeitreise einsaugen lassen und sie auch als Sundowner-Location genossen.

Während Montenegro noch zu Yugoslawien gehört hat, wurden ebenfalls in der Bucht von Kotor U-Boot Bunker errichtet. Einen der frei zugänglichen haben wir besucht. Trotz der farbenfrohen Graffitis war die Stimmung darin reichlich beklemmend.
22.10.2022

+++ Touristische Sehenswürdigkeiten +++

Zusammenfassend eine kleine Auswahl der touristischen Ziele die wir uns angesehen haben.

Allem voran natürlich die historischen Städte Budva, Herceg Novi und Kotor. Wovon uns Kotor am allermeisten beeindruckt hat. Nicht nur wegen seiner sensationellen Lage in diesem Wahnsinns Fjord der an die nordischen Länder erinnert, sondern auch wegen seiner äusserst lebendigen und schönen historischen Altstadt, zu Recht UNESCO Weltkulturerbe. Als Schattenseite zieht das leider wahre Touristenströme an, wenn das Riesen Kreuzfahrtschiff im viel zu kleinen Hafen anlegt dann klappt die Kinnlade runter.

Die Hauptstadt Podgorica..... kann man getrost auslassen.

Das Mausoleum von Petar II Petrovic-Njegos thront hoch am Berg, ist aber gut zu erreichen und bietet einen sehr beeindruckenden Rundblick in die Landschaft.

Auch die Durdevica Tara Brücke bei Zabljak hat uns sehr beeindruckt, unbedingt stehen bleiben und zu Fuss drüber gehen! Und für die Abenteuerlustigen gibts einen Flying Fox oder man kann an etlichen Stellen Raftingtouren buchen.

Die Spiritualität ist in Montenegro sehr stark ausgeprägt, etliche alte orthodoxe Klöster zeugen davon! Als herausragendstes ist wohl das Felsenkloster Ostrog zu nennen. Es ist quasi ein Nationalheiligtum und wird von den Einheimischen regelmässig besucht. Dort unbedingt den kleinen Raum mit dem Sarg vom Hl Basilius besuchen! Auch die Anfahrt über die enge, steile Serpentinenstrasse ist nicht ohne!

Für Ornithologen interessant: Südwestlich von Ulcinj existieren die Überreste einer Saline wo früher Meersalz gewonnen wurde. In den alten Überflutungsbecken haben sich jede Menge Vögel angesiedelt, man kann dort Reiher, Kormorane und sogar Flamingos und Pelikane beobachten (unbedingt Gucker mitnehmen).

Eine etwa zweistündige Bootsfahrt auf dem nordwestlichsten Zipfel vom Skadar See war eines der Natur-Highlights für uns. Unser Bootsfahrer ist langsam mit uns durch die Kanäle und Schilfgassen getuckert. Wir hatten genug Zeit um die dort lebenden Reiher und Kormorane zu beobachten. Auch einen Eisvogel konnten wir entdecken.
24.10.2022

+++ Die Einheimischen + Konklusio +++

Die einheimische Bevölkerung haben wir als äusserst freundlich und hilfsbereit kennengelernt. Die Kommunikation ist problemlos, Englisch ist weit verbreitet, sogar bei den Älteren.

Sie haben durchaus Sinn für Ästhetik und fürs Schöne. Zeigt sich auch daran dass selbst im hintersten Klo die Fliesen gerade und parallel geklebt sind (haben wir in anderen Ländern ganz anders kennengelernt, da war wirklich schade um's Baumaterial).

Ihre Fahrweise ist angepasst und die wenigen beschädigten Autos lassen auf eine niedrige Unfallquote schliessen. Der VW Golf 2 ist so häufig zu sehen wie bei uns zuletzt in den 90er Jahren. Montenegro ist quasi Golf 2 Country. Die Hauptstrassen sind gut ausgebaut, die Nebenstrassen werden rasch "spannend". Auch für die Offroad Freunde gibt es noch genug unasphaltierte Bergstrecken.

Wir haben uns jederzeit sicher gefühlt. Und wenn man beobachtet dass auch die Einheimischen keine Angst voreinander und offensichtlich wenig Sorge vor Diebstahl haben, dann sehen wir unsere Einschätzung bestätigt. Autos bleiben offen stehen, Fahrräder nicht abgesperrt, keine Gitter an Fenstern oder gar Stacheldraht an Zäunen (wie zB in Brasilien oder Südafrika erlebt).

Das Land hat definitiv ein grosses Müllproblem. Es gibt immer wieder Mülltonnen entlang der Strassen aber ganz viel wird einfach in die Natur gekippt. Da gibt's noch viel aufzuholen!

Die Campingplätze auf denen wir waren sind OK, sauber und mit wechselhaft intakter Infrastruktur. Die Gebühren sind auch OK, wenn auch manchmal nicht nachvollziehbar. Das Freistehen war problemlos, wenn möglich haben wir um Erlaubnis gefragt.

Unsere Konklusio:
Montenegro, landschaftlich sehr reizvoll, hat viel Geschichte und Kultur und freundliche Einwohner. Jederzeit gerne wieder!