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Unterwegs mit Olga - Island 2021

Im Jahr 2021 hatten wir die tolle Möglichkeit 5 Monate auf Island zu verbringen

Durch die lange Aufenthaltsdauer konnten wir fast den gesamten Jahreszeitenzyklus erleben

Von "Alles braun und trostlos" bis zu sprichwörtlich " explodierender Vegetation und Tierwelt" war wirklich alles dabei was das Herz des Island−Reisenden höher schlagen lässt. Und das Jahr 2021 wartete noch dazu mit einer ganz speziellen Attraktion auf die glücklichen Besucher: einen aktiven Vulkan zu erleben fällt wohl unter die Kategorie "once in a lifetime chance".

Auch hier in Island gab es überall wo wir mit unserer Olga auftauchten staunende Blicke und eine Menge Selfies und das hat hier auf der Insel einen interessanten historischen Grund.

Auf die uns immer wieder gestellte Frage "was macht man 5 Monate auf Island" könnt ihr nun hier unsere Antwort lesen.

07.05.2021

+++ Der Aufbruch +++

Am Do, 22.4.2021 war es endlich soweit. Nach langen Vorbereitungsarbeiten an unserem UAZ "Olga" Buchanka brechen wir am Vormittag auf. Die zurückliegenden Wochen waren extrem anstrengend. Soooo viel war noch zu erledigen und der Tag der Abreise rückte unablässig näher sodass die Vorfreude nur wenig Chancen hatte gegen den beginnenden Wahnsinn.

Einsteigen, Zündschlüssel drehen und los gehts auf die 1300km lange erste Etappe bis hinter die Dänische Grenze. Spät in der Nacht um 02:00h erreichen wir den angepeilten Rastplatz. Nicht ohne uns noch einen Kilometer vorher zu verfahren und in Steinwurfweite der Grenze im Wald herumzueiern (danke, Frau Google!!!). Über einen Schleichweg kommen wir dann doch noch hintenrum wieder auf den Rastplatz. Motor aus, Standheizung an, schneller Spät − Mitternachts − Snack und rein in die Schlafsäcke.

Am nächsten Tag haben wir keinen Stress, wir frühstücken spät und gehn es gemütlich an. Denn die restlichen 350km sind quasi auf einer Backe abgesessen. Wir erreichen am Nachmittag den Fährhafen von Hirtshals bei traumhaftem Wetter. Ein schöner Platz am Strand ist bald gefunden (gibt eh keine hässlichen dort), Manfred verfällt in eine spontane Schlafstarre, während Michaela sich die Beine vertritt und den ganzen Strand von angeschwemmtem Plastikmüll säubern will.

Nächster Tag, Sa, 24.4. beginnt um ca 14:00h das Boarding. Nur ausgesprochen wenige andere Reisende finden sich ein, hauptsächlich Cargo wird verladen. Anders als 2012, als wir in schier unendlich vielen parallelen Lanes mit einer bunten Auslese an Reisefahrzeugen dem Auffahren entgegen gefiebert haben. Diesmal gehts ganz entspannt, als es losgeht einem anderen Reisenden wieder mal Starthilfe geben (wird schon zur Gewohnheit), rauffahren, einparken, Gerümpel für die Kabine mitnehmen, Kabine beziehen und rauf aufs Aussichtsdeck.

Dort fällt die ganze Anspannung der vergangenen Wochen und Monate das erste mal langsam ab. Die Um und Ausbauarbeiten unseres Buhankas waren nahezu endlos und ist am besten mit einem einjährigen Marathon mit finalem Extremsprint zu vergleichen. Die to do Liste war endlos lang, und kaum hat man ein paar Dinge weggestrichen, sind noch mehr dazu gekommen. Aber jetzt ist alles gut, ein neues Kapitel unserer Reisegeschichte beginnt während die "Norröna" ablegt, uns für die nächsten drei Tage beherbergt und sicher nach Island schiebt.

Ein weiterer wichtiger Punkt war die aktuelle Corona Situation. Nahezu wöchentlich änderten sich die Bedingungen und wir waren lange Zeit gar nicht sicher ob wir überhaupt starten können. Erst wenige Tage zuvor machte es Sinn die Reisebestimmungen der jeweiligen Länder umzusetzen. Ein PCR Test am Nachmittag vor dem Abreisetag hielt uns ein 72h Fenster offen um zum Boarding zugelassen zu werden. Ein weiterer Apotheken Test am Morgen der Abreise garantierte uns ein 24h Fenster für die Einreise nach Dänemark und den Transfer durch Deutschland. Am Gate des Fährhafens wurden wir im Auto sitzend getestet. Die nette Dame wollte ganz nebenbei auch noch die Würgereize austesten und hat so lange mit ihrem Stäbchen am Gaumenzäpfchen herumgepinselt bis ihr der Grenzwert durch einen herzhaften Rülpser, den der halbe Fährhafen hörte, akustisch angezeigt wurde. Die Ergebnisse der Tests wurden auf der Überfahrt verlautbart (alle Passagiere negativ). Und die Isländer nehmens auch genau und testen alle Passagiere noch an Bord. Danach gehts ab in eine 6tägige Quarantäne an deren Ende wieder ein finaler Test steht. Alles in allem zeitaufwändig und auch mit zusätzlichen Kosten verbunden. Aber wenn zuhause bleiben die Alternative ist, dann ist die Antwort klar.
14.05.2021

+++ Die Überfahrt und die Quarantäne +++

Die Norröna legt ab, es ist Sa, 24. April 2021 um 16:15h. Wir stehen am Promenadendeck, die Sonne brennt uns auf den Pelz und wir beobachten das Schiff wie es langsam aus dem Fährhafen von Hirtshals gleitet, dem offenen Meer entgegen. Wir stehen noch lange draussen und blicken aufs Meer, die neu gebaute Glaswand am Bug der Norröna machts möglich und schützt uns vor der steifen Meeresbrise.

Am späten Nachmittag legt Manfred sich für ein Nickerchen in der Kabine aufs Bett ..... und wird erst am nächsten Morgen wieder wach .... in Strassenkleidung. Die Angespanntheit und Müdigkeit der vergangenen Wochen hat ein weiteres mal zugeschlagen.

Am Frühstücksbuffet langen wir ordentlich zu, man muss ja bei Kräften bleiben bei so einer anstrengenden Schiffsreise.
Den Tag verbummeln wir in der nagelneuen Lounge die erst vergangenen Winter am Topdeck der Norröna gebaut wurde. Eine supertolle Ergänzung, welche die Freude und den Genuss der Überfahrt beträchtlich erhöhen. Auf mondänen Sofas lümmeln wir stundenlang herum, bei heisser Schokolade geniessen wir den 180 Grad Ausblick durch die Panoramascheiben.

Am Morgen des zweiten Tages treffen wir in Thorshafen auf den Foröer Inseln ein. Stundenlang wird Cargo verladen, wir beobachten das geschäftige Treiben während des Frühstücks. Erst am Nachmittag legt die Norröna wieder ab und quetscht sich durch eine kilometerlange Passage zwischen zwei Inseln der Foröer. Mit dem Gucker bewaffnet beobachten wir die Schafe auf den steilen Abhängen der Inseln. Kaum verlassen wir die Passage frischt der Wind auf und die Wellen gewinnen deutlich an Höhe, die weissen Schaumkronen werden vom Wind davongerissen. Die Norröna beginnt zu stampfen, für Menschen mit empfindlichem Magen sicher nicht lustig.

Es sind nicht viele Passagiere an Bord, es herrscht eine eigenartige Stimmung. Eine seltsame Mischung aus gelangweilter Endzeitstimmung und toter Hose. Der Kellner an der Bar döst vor sich hin, nur ab und zu wird er gestört um Kaffe oder Sandwiches zu fabrizieren. Von den 1400 maximal zugelassenen Passagieren trifft man gefühlt immer die selben 20 Leute. Beim Frühstück, auf den Gängen, an Deck, in der Lounge, und nickt einander freundlich zu.

Am Morgen des dritten Tages kommt die Ostküste von Island in Sicht, endlich! Beim Einlaufen in den Fjord von Seydisfjördur reisst die dichte Wolkendecke auf, von einem Moment auf den anderen, strahlender Sonnenschein auf den gleissend weissen, schneebedeckten Bergen, der Himmel tiefblau, und vor der Norröna ein paar Delfine. Kitsch at its best, so begrüsst uns Island bei unserem zweiten Besuch! Ganz anders als 2012, als der Fjord komplett nebelverhangen und verregnet war.

Bevor wir und alle anderen Passagiere die Norröna verlassen dürfen, heisst es Antreten zum Corona Test. Auch die Isländische Mannschaft ist ausgesprochen freundlich, hilfsbereit und kompetent. Dann runter von der Fähre und die Einreiseformalität für unsere Olga nochmals durchführen. Wir haben sie Online zwar schon in Dänemark erledigt, aber wegen eines Formfehlers konnte das Formular nicht akzeptiert werden.
Eine Stunde später rollen wir durch Seydisfjördur, bei absolutem Traumwetter, und dann den Bergpass hinauf wo noch der gleissende Schnee auf den Berghängen liegt. Über Egilsstadir und den traumhaften Öxi-Pass erreichen wir unsere Farm bei Djupivogur, wo wir die nächsten sechs Tage in Quarantäne verbringen werden.

Wir beziehen unser gemietetes schnuckeliges Holzhüttchen, dann sitzen wir in bester Pensionisten−Manier in der Sonne an der warmen Aussenwand der Hütte. Geniessen die phantastische Landschaft und lassen den Tag ausklingen.

Die nächsten Tage verbringen wir mit ausgiebigen Spaziergängen. Zum Wasserfall, zu den schönen Island Pferden auf der Weide wo wir unsere Schuhe im Sumpf ordentlich einsauen. Auf den Berg, dessen Spitze wir aus unerfindlichen Gründen nicht erreichen. Der ausgeschilderte Wanderweg ist nicht existent, statt dessen führt uns eine neu gelegte Kabeltrasse in die Irre, über Stock und Stein und wieder in den Sumpf.
Den Vogel schiessen wir ab als wir dem beeindruckenden Flussbett stromaufwärts folgen. Den selben Weg zurückzugehen kommt natürlich nicht in Frage, also queren wir den etwa 50m breiten Fluss. Blossfüssig, mit den Schuhen in den Händen. Und ja, das Wasser war saukalt, und ja, das Wasser war tiefer als erwartet (eh wie immer). Trotz aufgekrempelter Hosen kommen wir drüben an, nass bis über die Knie. Wir lachen den ganzen Rückweg "oh mein Gott, ..... wenn das die Mama sieht" ... usw.

Am fünften Tag unserer Quarantäne müssen wir zum finalen Corona Test zurück nach Egilsstadir. Dort treffen wir einige Passagiere wieder, die ebenfalls hierher beordert wurden. Der Test ist rasch erledigt, auch hier das Personal freundlich und kompetent. Nur wenige Stunden nachdem wir wieder zurück in unserer Hütte sind erhalten wir per SMS die Nachricht unserer negativen Tests. Somit sind wir ab morgen frei um unsere Reise auf Island zu starten!

Während der Tage in Quarantäne durften wir unsere Unterkunft verlassen. Aber keine unnötigen Autofahrten unternehmen oder uns unter andere Menschen begeben. Die Farmersleute waren superfreundlich und haben uns mit Lebensmitteln versorgt (Adresse: Bragdavellir Cottages, Djupivogur).

Die Entscheidung kein Zimmer in einem Hotel zu nehmen war goldrichtig. Die Hütte auf der Farm war genau das richtige für uns und die Quarantäne somit nicht als quälende "Strafe" fühlbar. Vielmehr als "Urlaub vor dem Urlaub". Eigentlich wurde uns die Zeit sogar zu kurz, von den vielen Dingen die wir uns vorgenommen haben, zB Reiseplanung usw. wurde quasi eh nix erledigt.

Aber jetzt gehts los, unser erstes und allervordringlichstes, herbeigesehntes Ziel ist der vor wenigen Wochen neu ausgebrochene Vulkan bei Grindavik.
25.05.2021

+++ Der Gletscher und der Vulkan +++

Unsere Quarantäne ist vorbei, am Mo, 3. Mai verlassen wir unser liebgewonnenes Holzhüttchen der Bragdavellir Cottages bei Dupivogur. Wir stopfen das ganze Zeug das wir im Laufe der Tage kleinweise in die Hütte geschleppt haben wieder zurück in die Olga. Unfassbar was sich da alles angesammelt hat in so kurzer Zeit!

Bei trübem, wolkenverhangenen und windigen Wetter schwenken wir ein in die Ringstrasse Richtung Westen. Wir werden beinahe die gesamte Südküste abfahren, knapp 600km zu unserem ersten Ziel nach Grindavik. Dies wird unser Stützpunkt sein für die kommenden Tage von wo aus wir zum Vulkan wollen.

Der Wind rüttelt heftig an unserer Olga, oft ist beträchtliches Gegenlenken nötig. Mehr als 80km/h sind nicht möglich da sie ziemlich anfällig ist für Seitenwind. Die Ringstrasse führt in abenteuerlichen Kurven und Windungen die Küste entlang. Anfangs meist noch kühn in die steilen Abhänge reingebaut, oft derart steil dass Hangsicherungen nötig sind um die Strasse vor Hangrutschen zu sichern. Später wird es flacher, dann beginnen die alten Lavafelder. Skurille Formationen, alle paar Kilometer anders, mal von grauen Moospolstern überwachsen, mal schroff und steinig in den verschiedensten Braun bis Schwarztönen. Kein Wunder dass die Isländer an Trolle und Feen glauben, im Licht und Schattenspiel sieht es tatsächlich so aus. Hie und da sieht man Farmen an die Berghänge gekauert, deren Schutz vor Wind und Wetter ausnützend.

Mit dem Verlassen der sehr bergigen Gegend bei Höfn ändert sich das Wetter schlagartig. Wir fahren in den Tunnel rein bei trübem Himmel, und kommen auf der anderen Seite mit Sonne wieder heraus! Wow, da sieht die Welt gleich ganz anders aus!

Am Horizont taucht immer öfter eine riesige weisse Fläche auf, es ist der flache Abhang des Vatnajökull. Er ist der grösste Gletscher Europas, mit 8100 Km2 und einer beachtlichen Eisdicke zwischen 400 und 900m!

Bald ist der Vatnajökull formatfüllend in unserer Windschutzscheibe, gleissend weiss und blendend. Und obwohl wir mit grossem Nachdruck zum Vulkan wollen, bremsen wir uns an einer besonderen Sehenswürdigkeit ein, dem Jökulsarlon. Mit dem haben wir aus 2012 nämlich noch eine Rechnung offen! Der Jökulsarlon ist eine Gletscherzunge des Vatnajökull. Die bricht hier in einen Schmelzwassersee. Aber das aussergewöhnliche: Der See hat einen Ablauf ins Meer und bei Ebbe ergiessen sich nicht nur das Schmelzwasser, sondern auch die Eisberge mit hinaus ins Meer! Die werden von der Brandung wieder an den Strand gespült, wo sie im schwarzen Vulkansand liegen bleiben. Als perfekte fragile Fotomotive, leider nur von kurzer Dauer bis die Sonne sie aufgefressen hat.

Schon 2012 waren wir hier, aber das Wetter war uns nicht sehr hold. Und so können wir heute, bei diesem perfekt strahlendblauen Himmel nicht widerstehen und legen einen Fotostop ein. Wir haben doppeltes Glück, weil die Ebbe soeben eingesetzt hat und dieses Naturspektakel sich vor kurzem in Bewegung gesetzt hat! Die Strömung wird sichtbar stärker, blauweisse Eisberge setzen sich einer nach dem anderen im Bewegung, manch einer läuft auf Grund und bleibt stecken, nachfolgende krachen lautstark in ihn hinein! Dazwischen stecken die Robben die Köpfe aus dem Wasser.

Was für Naturgewalten, wir freuen uns über dieses unerwartete Glück und feuern mit Fotoapparat und Videokamera aus allen Rohren. Dann reissen wir uns los und gehen runter zum schwarzen Strand wo von den vorangegangenen Ebben die dahinschmelzenden Eisberge und Schollen im schwarzen Kiesel liegen. Die Sonne bestrahlt sie zu perfekten Fotomotiven, jeder einzelne ein fragiles Unikat. Wir freuen uns sehr über die tolle Gelegenheit und das perfekte Wetter!

Unser kurzer Fotostop hat "eh nur vier Stunden" gedauert und die Chance heute noch den Vulkan zu sehen haben wir damit vergeben ..... denken wir .....

Die Fahrt geht weiter und die Landschaft ändert sich ein weiteres mal auf dramatische Weise. Denn hier, zwischen Vatnajökull und dem Meer, dominieren die "Sander". Es sind die gewaltigen flachen Schwemmebenen die durch Ascheanschwemmungen früherer Vulkanausbrüche entstanden sind. Die Strasse führt auf hohen Dämmen und langen Brücken über die riesigen Flussläufe. Diese Gegend ist komplett ungeeignet für die Landwirtschaft und deshalb nahezu unbesiedelt. Lange Zeit sehen wir keinerlei Ortschaften, nicht mal einzelne Farmen, nur die schwarzgrauen Schotterflächen soweit das Auge reicht.

Als die Sonne schon sehr tief steht und wir noch 150km von Grindavik entfernt sind, sehen wir am Abendhimmel zum ersten mal die Rauchwolke des Vulkans! Wir können es kaum erwarten und hoffen dass er mit seinen Eruptionen nicht genau jetzt aufhört! Seit seinem Ausbruch im März verfolgen wir täglich auf der Live Webcam seine Aktivitäten und hoffen sehr dass wir noch einige Eruptionen erleben können! Und als wir immer näher kommen beissen wir uns in den Hintern dass wir doch sooooo viel Zeit beim Jökulsarlon verbracht haben und dass wir wegen der einbrechenden Finsternis heute nicht mehr hinkönnen! Wir fahren langsam an den riesigen Parkplätzen vorbei, die seit März für den mittlerweile extremen Besucheransturm planiert wurden und sehen alle paar Minuten den gewaltigen orangen Feuerschein hinter den Bergen. Wir stoppen auf einer Anhöhe und können es kaum glauben dass wir die Lava sogar über die Bergkämme spucken sehen! Dann die Idee ..... wir starten unsere Drohne und fliegen die etwa drei Kilometer bis zum Bergkamm und erhaschen so einen ersten Live - Blick! Es ist unbeschreiblich, die orangen Fontänen schiessen in den schwarzen Nachthimmel, begleitet von einer sich wälzenden grauweissen Gaswolke! Mit durchgefrorenen Fingern, wegen des eiskalten Windes, landen wir die Drohne, sitzen noch eine zeitlang im Auto "na EINE Eruption schaun wir noch .... " und fahren dann beruhigt auf den Campingplatz von Grindavik. Und sind sicher .... der Vulkan wird auch MORGEN noch für uns spucken! Wir kommen morgen wieder!
29.05.2021

+++ Der Vulkan +++

Heute gehts das erste mal zum Vulkan, es ist Di, der 4. Mai. Die Parkplätze sind ein paar Autominuten von Grindavik entfernt, wir sind ja gestern in der Nacht schon vorbeigefahren. Sie sind riesig, da der Ansturm der Besucher je nach Wochentag enorm ist. Die Isländischen Behörden haben sehr rasch reagiert. Nachdem in den ersten Tagen als die Ausbrüche begannen die Strassenränder komplett verparkt waren, wurden vorhandene Weideflächen zu Parkplätzen umfunktioniert. Die Isländer sind sehr fix und diszipliniert mit solch praktischen Entscheidungen.

Wir parken unsere Olga ein und rüsten uns zum Weggehen. Neben Videokamera, Fotoapparat, Drohne, entsprechenden Ersatzakkus kommt noch jede Menge an " überlebenswichtigem" Zeug in die Rucksäcke: Jause, Getränke und vor allem genug Kleidung weil es nicht gerade sehr warm ist.

Das erste Stück Weg führt durch ein altes Lavafeld, quert dann die Strasse und führt einen Kilometer an einem Berghang entlang. Dann kommt ein ziemlich mühsamer Aufstieg. Nicht nur sehr steil, sondern vor allem extrem rutschig. Dieser in Island allerorts übliche Lavaboden hat irgendwie keinen festen Halt. Das ist nur loses Geröll verschiedenster Grösse mit sandig−losem Untergrund. Jeder Schritt muss wohl bedacht sein, sonst Aua!

Nach einem kleinen Sattel folgt der nächste Anstieg, diesmal schräg am Hang aber ähnlich mühsam. Es folgt ein Plateau wo plötzlich derart der Wind fegt ..... aber man kann hier das erste mal ins Lavafeld blicken! Weiters sehen wir drei Vulkankegel, seit Beginn der Eruptionen sind ja mehrere Kegel entstanden und wieder erloschen. Und während uns der eisige Wind das Hirn aus der Birne pfeifft, bricht der eine Kegel doch glatt aus! Wir haben voll nicht damit gerechnet dass einer von denen der zur Zeit Aktive ist!

WOW!!! Wir stehen da und staunen, das erste mal "in echt" eine Vulkaneruption! Wir wollen einfach nur bleiben und staunen, aber der heftige Wind treibt uns weiter. Wir folgen dem Pfad auf einen langgestreckten Bergrücken. Je höher wir kommen, umso heftiger stinkt es nach den nicht gerade gesunden Gasen die beim Ausbruch entstehen. Riecht ähnlich chemisch-stechend wie die Sternspritzer zu Weihnachten. Wir hören die nächste Eruption, können sie aber nicht sehen weil der Berg zwischen uns ist. Gleich darauf werden wir von oben mit Vulkanasche quasi beschossen! Es sind finger bis faustgrosse Brocken die flüssig kochend hochgeschleudert werden. In der Luft kühlen sie ab, erstarren zu bizarren Formationen und der Wind verträgt sie. Momentan blöderweise genau in unsere Richtung. Zum Glück sind diese Brocken nur ganz leichter bröseliger "Schaum", mit Konsistenz wie Windbäckerei. Nicht auszudenken wenn das richtig schwere Steine wären.

Wir arbeiten uns langsam den steilen Berg hoch, bei jeder Eruption versuchen wir abzuschätzen ob das jetzt noch gefährlicher werden könnte, dann müssten wir wieder den Rückzug antreten. Aber die Windrichtung ist uns hold, ganz oben am Berg kommt wesentlich weniger von dem Zeug auf uns runter als am Raufweg! Aber der Boden ist übersäht mit der frischen Asche.

Endlich da! Wir suchen uns ein halbwegs windgeschütztes Plätzchen und kauern uns ins Moos. Alle fünf, sechs Minuten eine Eruption, ein Wahnsinn! Irgendwie alles zu viel um es erfassen zu können, quasi ein Overflow an Eindrücken! Der nächste Ausbruch kündigt sich an mit dünnflüssigem Ausrinnen von Lava, da der aufsteigende Gaspfropfen die Lava anhebt. Dann tritt mit lautem Fauchen das Gas aus, sofort steigt sehr schnell eine weiss-graue Wolke auf und im nächsten Moment beginnt das Gas die Lava in Riesen Fontänen in die Luft zu schleudern! Die dabei entstehende Geräuschkulisse ist unbeschreiblich! Am ehesten eine Mischung aus herannahender Eisenbahn mit Flugzeugstart, gemischt mit einem Dammbruch! Die Lavafontänen prasseln zurück, um und in den Krater, während neue hochgeschleudert werden. Die Fontänen beginnen im Flug zu erkalten und ändern dabei ihre Farbe von hellorange über dunkelrot bis braun. Wenn sie am Kraterrand auftreffen, zerplatzen sie in tausend Stücke und das innere Orange kommt wieder zum Vorschein.

Ein Wahnsinns Spektakel, jeder Ausbruch ist anders, mal mehr Lava, mal höher, mal fällt der Auswurf zurück in den Krater, mal geht ganz viel daneben. Seit Wochen verfolgen wir die LiveCams, aber "im Fernsehen" ist es nur ein schwacher Abklatsch gegen das was sich "in Echt" hier abspielt!

Der Ausfluss liegt seit Wochen bei ca sechs Kubikmeter pro Sekunde, nicht gerade wenig! Ein rotglühend zäher Lavastrom fliesst unaufhörlich und träge dahin. Permanent schiebt er sich voran und häuft immer mehr und mehr vor sich auf. Die Oberfläche ändert sich permanent an Struktur und Farbe, wie ein glühendes hypnotisches Kaleidoskop, man kann nicht die Augen abwenden davon!

Seit Mitte März ist dieses Vulkansystem nun aktiv, das angehäufte Lavafeld mittlerweile einige Quadratkilometer gross! Mehrere kleine Täler und Senken sind bereits ausgefüllt, an den Hängen brennt das Moos das vom heissen Auswurf oder der vorrückenden Lava entzündet wurde. Immer wieder mischt sich der Brandgeruch in die Lavagase.

Seit Stunden sind wir schon hier, uns ist mittlerweile eiskalt. Wir sehen aus wie die Nordpolfahrer, mit Kapuzen und Regenhosen versuchen wir uns gegen den eisig schneidenden Wind zu schützen. Trotzdem starten wir mit steifen Fingern die Drohne um auch genügend gute Luftaufnahmen heimzubringen. Der Flug ist perfekt getimed da im richtigen Moment der nächste Ausbruch erfolgt und auf der Speicherkarte landet.

Langsam müssen wir aufbrechen, uns ist saukalt, es ist Mitternacht und es wurde langsam dunkel. In ganz flachem Winkel ist die Sonne hinter dem gegenüberliegenden Hang verschwunden und hat uns einen fast eine Stunde langen Sonnenuntergang mit tiefem Rot beschert. Während wir zurückgehen erhellt jeder Ausbruch den Nachthimmel in hellem Orange, auch die komplette Landschaft wird in total unwirkliches oranges Licht getaucht. So müssen sich Astronauten fühlen die am Mars gelandet sind, es ist eine Szenerie wie aus einem Science Fiction Film.

Um 02:00h kommen wir am Campingplatz in Grindavik an, wir waren mehr als 12 Stunden unterwegs. Den ganzen nächsten Tag verpennen wir. Wir sind ziemlich erledigt sodass wir einen "Reparaturtag" für Körper und Geist einlegen.

Die nächsten zwei Wochen sind wir noch mehrere Male beim Vulkan gewesen. In dieser kurzen Zeit hat sich dort erstaunlich viel geändert, aber davon später.

30.05.2021

+++ Leuchtturm−Besichtigung in Akranes +++

In Akranes steht der einzige Leuchtturm Islands der besichtigt werden kann. Hilmar hat vor neun Jahren seinen gut bezahlten Job an den Nagel gehängt um seinen Traum zu verwirklichen. Seither kümmert er sich darum, viel wurde verändert und verbessert. Auch für die Kunstszene ist der Leuchtturm interessant, es wurden schon etliche ganz spezielle Vernissagen und Konzerte abgehalten.

Wir haben Hilmar und seinen Leuchtturm besucht und können es nur jedem weiterempfehlen. Im Gegenzug war unsere Olga sehr interessant für ihn.
04.06.2021

+++ Alle lieben Olga +++

Wir sind mittlerweile schon eine zeitlang unterwegs in Island. Da die Isländer doch sehr Richtung USA orientiert sind hatten wir keine Ahnung wie man hier mit einem Russischen Auto ankommt.

Dieser Gedanke wurde uns schon auf der Fähre beantwortet. Beim Zwischenstopp auf den Foröers waren wir kurz am Autodeck und haben einen älteren Herrn getroffen, einen Isländer. Der erzählte uns dass in den 70ern und 80ern mit den Russen reger Handel betrieben wurde. Der Grund war der sogenannte Kabeljaukrieg mit den Briten als man sich wegen der Fischfangzonen massiv in die Haare geriet. Als Folge haben die Isländer nicht mehr mit den Briten, sondern den Russen Handel betrieben. Fisch und daraus hergestellte Produkte nach Russland und Autos nach Island.

Die Buhankas waren damals sehr bekannt und wegen ihrer universellen Verwendbarkeit sehr beliebt. Sie wurden liebevoll "Russi" genannt, "der Russe".

Mit der Fähre in Seydisfjördur angekommen trafen wir beim Fährhafen einen Mann der uns auf unsere Olga angesprochen hat. Dass sein Vater in den 70ern einen hatte und er damit fahren gelernt hat. Wenig später stellt sich heraus dass er auf seinen Vater wartet, lustigerweise genau auf den Mann den wir am Autodeck getroffen haben.

In den vergangenen sechs Wochen haben wir soooo viele Menschen kennengelernt die uns ihre Erlebnisse und Erinnerungen mit ihrem "Russi" berichtet haben.

Da war der alte Hafenarbeiter der in seiner Jugend Schiffe repariert hat und "der Russi" das beliebte und zuverlässige Arbeitstier war ..... "it was the best time in my life", meinte er.

Oder der Polnische Gastarbeiter, der in seiner Heimat Mechaniker war und jahrzehntelang auf den Buhankas geschraubt hat. "I can do it blind", sagte er.

Oder Bjarni, der freundliche Campingplatzbesitzer (Campsite Manarbakki 66.12) der uns in seinem Schuppen windgeschützt ein paar Wartungsarbeiten machen lässt . Er setzt sich rein und mit den Worten "now I am a child again" wurde er in seine Kindheit zurückgebeamt. Am nächsten Tag kam er mit seinem alten Fotoalbum und zeigte uns die "Russies" seiner Familie. Wir sind eine ganze Woche auf seinem Campingplatz und kennen mittlerweile seine halbe Lebensgeschichte und sind bereits in seine Familie integriert.

Oder Bjarnis Nachbarn, einem älteren supernetten Ehepaar und Farmbesitzer. Wir haben ihren ausrangierten Buhanka von der Hauptstrasse aus entdeckt. Der Farmer Gudmundur und dessen Frau Jona, von seinen Freunden "Gümmi" genannt, war jahrzehntelang Schulbusfahrer. Mit seinem "Russi" hat er bei Wind und Wetter die Kinder sicher zur Schule gebracht, "in snow it drives very save ..... " berichtet er. Er freut sich sichtlich über unseren neuen "Russi" und dass sie immer noch gebaut werden! Wir wecken bei ihm damit viele schöne Erinnerungen und als wir uns eine angeregte Stunde später verabschieden zerdrückt er heimlich eine Träne.

Eine ganz besondere Nummer war Hilmar, der exzentrische Leuchtturmwärter in Akranes. Er hat vor zehn Jahren seinen gut bezahlten Job in der Aluminiumschmelze aufgegeben und seinen Traum vom Leuchtturm verwirklicht. Bei jedem Wind und Wetter rennt er nur in T-Shirt und kurzer Hose und ist total glücklich über unseren "Russi" und dass er darin von uns fotografiert wird.

Ruben, der sympathische Reiseradler aus Florida findet unseren Buhanka "extremely cute". Er hat sowas noch nie gesehen und möchte gerne von uns darin fotografiert werden.

Oder der Museumsbesitzer, der französische Campingplatzwart, die deutsche Restaurantbesitzerin, der Farmer dessen "Russi" hinter dem Stadel nur noch in Fragmenten vorhanden ist, er sich aber nicht davon trennen kann, oder der Friseur der verwandt ist mit dem Museumsbesitzer, das russisch − amerikanische Pärchen ...... und die unzähligen Personen die auf den Parkplätzen um unsere Olga geschlichen sind und Fotos von ihr geschossen haben.

Es ist unmöglich hier all unsere Begegnungen wiederzugeben. Wir merken nur auf sehr intensive Weise dass wir hier auf Island für die Einheimischen selbst zur Attraktion geworden sind und wir sie an ihre eigene automobile Geschichte und persönliche Erlebnisse erinnern. Der "Russi" ist fixer, unglaublich positiver Bestandteil ihres Lebens.

Auf unzähligen Facebookseiten taucht "der Russi aus Austurríki" bereits auf, wird hundertfach geliked und kreuz und quer geteilt. Gefühlt halb Island weiss wo wir uns gerade herumtreiben, bereits gewesen sind oder vorhaben hinzufahren. Wir hätten nie gedacht mit dem Kauf dieses Fahrzeuges so unfassbare Erlebnisse mitgeliefert zu bekommen! Wir sind tief berührt und um eine zusätzliche Dimension auf unserer Reise durch Island bereichert!
04.06.2021

+++ Unsere Olga im Automuseum +++

Wir waren gestern im Ystafell Museum of Transportation welches absolut sehenswert ist! Während wir viele Fotos von den phantastischen Autos gemacht haben, war unsere Olga am Parkplatz auch eine kleine Sensation!

Danke für die schönen Fotos und fürs Posten!
14.06.2021

+++ Schiffe und Wracks +++

Zwischen den Trips zum Vulkan machen wir jede Menge anderes Programm. Island ist seit Jahrhunderten eine Seefahrernation, der Fischfang war seit jeher überlebenswichtige Nahrungs und Einnahmequelle.

In den Buchten und an den Stränden sind in den vergangenen Jahrhunderten etliche Schiffe in Seenot geraten, nicht wenige sind gesunken. Bei Grindavik liegen die Überreste eines Fischerbootes an Land, die Wucht der Wellen haben den Stahlrumpf regelrecht zerquetscht und in zwei grosse Teile gerissen. Sie liegen etliche hundert Meter voneinander im Lavafeld, mit ein wenig Phantasie gelingt uns zu erkennen was mal wohin gehört hat.

Auf der Snejfellsneshalbinsel stossen wir auf ein Wrack, dessen rostbraune Stahlteile malerisch im schwarzen Lavastrand liegen. Geradezu wie Kunstwerke, von der Abendsonne strahlend in Szene gesetzt. Als ob sie mit anmutiger Schönheit das tragische Schicksal der Besatzung wiedergutmachen wollten. Ein Stück weiter steht ein komplettes hölzernes Fischerboot am Strand. Es sieht aus als ob der Kapitän vergessen hat zu bremsen und mit Volldampf den Strand raufgetuckert ist. Seither steht es hier, in voller Ausstattung, mit Netzen, Seilwinden und Bojen. Wir können natürlich nicht widerstehen und sehen uns alles ganz genau an. Im Steuerhaus steht noch der Navigationscomputer, in den Kästen gammeln mappenweise die Pläne und Zeichnungen für das Boot, neben Erste Hilfe Kasten, Ersatzventilen, Seemannsjacken und Schläuchen. Am Bug inspizieren wir die Mannschaftskabine, es ist supereng hier, trotzdem mussten hier fünf Mann Platz finden zum Schlafen, Essen, Kochen und Leben.

Ziemlich beeindruckend wie schwierig die Lebens und Arbeitsbedingungen damals waren. Nach einigem Suchen finden wir doch noch den Einstieg in den Motorraum. Der ist halb voll mit Wasser und stinkendem Öl, der mächtige Scania Sechszylinder Dieselmotor steht nur wenige Zentimeter raus aus der Ölsuppe. Man kann sich kaum vorstellen wie eng, heiss und laut es zwischen Auspuffrohren, Hydraulikleitungen, Kabeln und Schläuchen gewesen sein muss!

Auf der Langanes Halbinsel finden wir eine komplette dampfbetriebene Seilwinde mit denen die Netze eingeholt wurden. Sie rostet dahin, eingekeilt zwischen knöchern-bleichen Driftwood Stämmen, rundgeschliffenen grauen Felsbrocken und einem Fleckchen Wiese. Die (fast) Mitternachtssonne wirft ihr intensives Licht darauf und zeichnet superlange Schatten.
Unseren schifffahrtsmässigen Volltreffer landen wir in Reykjavík. Im alten Hafen werden immer noch Schiffe aufs Trockendock geholt und serviciert. Zur Zeit liegt hier ein riesiger Fischtrawler der uns magisch anzieht. Allein der formschöne Rumpf ist gewaltig! Das Glück ist unserem Drang sowas von Innen zu sehen sehr gnädig. Denn genau in dem Moment kommt der Kapitän zu seinem Schiff den wir um eine "kleine" Führung bitten. Letztendlich wirds die grosse Führung in den Motorraum (8000PS Rolls Royce Motor), den Steuerraum wo die Fischtanks befüllt und gekühlt werden, zu den Räumen mit riesigen Kompressoren, Generatoren, Hydraulikpumpen und zuletzt noch ein Blick in die gewaltigen Fischtanks wo bei jeder Fangfahrt zig Tonnen Fisch darin verschwindet. An Deck sehen wir die gewaltig grossen hydraulisch betriebenen Seilwinden an denen hunderte Meter Netz aufgespult werden. Der Kapitän erklärt uns die Funktion der Netze und in welcher Weise die Fische an Bord geholt werden.

Extrem beeindruckt verlassen wir den Fischtrawler und sind gespannt auf die weiteren Abenteuer die auf dieser spannenden Insel auf uns warten!
15.06.2021

+++ "Russi" der Zehnte, oder besser dessen Überreste +++

Auch nicht schlecht! Im Vorbeifahren haben wir dieses spezielle Gefährt am Weiderand gesehen. Es dient vermutlich zur Wasserversorgung der dortigen Schafherde. Das geschulte Buhanka Auge hat den Rahmen natürlich sofort auf Russische Herkunft erkannt! Die Blattfederaufnahmen und die Hinterachse haben dies bestätigt!

Eigentlich noch in ziemlich gutem Zustand! Wir würden den Rahmen mal als "in fortgeschrittenem Flugrost" klassifizieren. Absolut keine Durchrostungen, nicht mal ansatzweise! Der Stahl der damaligen Zeit muss wirklich sehr gut gewesen sein!
18.06.2021

+++ "Russi" der Elfte, der mit Wachstumshormonen +++

Nachdem wir nun doch schon einige Zeit in Island unterwegs sind haben wir endlich den ersten FAHRENDEN Buhanka getroffen.

Am vergangenen Donnerstag, 17. Juni war Isländischer Nationalfeiertag. In Akureyri feiert man das mit grossen Autoveranstaltungen wo wir natürlich dabei sein müssen. Und am Parkplatz sehen wir ihn endlich .... den ersten FAHRENDEN Buhanka, nachdem wir bisher nur Rostleichen gefunden haben. Wir quetschen uns auf den Nebenparkplatz und fertig ist das Familientreffen!

Allerdings stellen wir fest dass diese Isländische Olga nicht nur Wachstumshormone nach landestypischer Tradition bekommen hat. Die Isländer machen halt keine halben Sachen und haben neben großen Reifen auch einen fetten V8 Motor amerikanischer Herkunft eingebaut und gleich das Komplettpaket mit Automatikgetriebe, Untersetzungsgetriebe und den Achsen mit übersiedelt!

Leider treffen wir den Besitzer nicht, wäre sicher ein interessanter Plausch gewesen!
21.06.2021

+++ Mitternachtssonne am Polarkreis +++

In der Nacht vom 20. auf den 21. Juni ist Sommerbeginn und somit der längste Tag und die kürzeste Nacht. Je weiter nördlich, desto stärker wirkt sich das aus.

In den vergangenen zwei Wochen waren wir hauptsächlich im Norden der Insel unterwegs, die Sonne ist nach Mitternacht grade mal für eine Stunde unter dem Horizont verschwunden. Ganz flach ist sie als roter Feuerball im Meer versunken. Es ist trotzdem sehr hell geblieben, das Licht haben wir in unserer Olga schon seit Ewigkeiten nicht mehr aufgedreht.

Es f&auuml;hlt sich sehr seltsam an, dieses besondere Licht in der Nacht. Eigentlich sind wir gar nicht müde, unser Tagesryrhmus hat sich stark nach hinten verschoben und meistens wissen wir gar nicht wie spät es ist. Der flache und äuber den ganzen Tag ähnlich niedrige Sonnenstand hat unsere innere Uhr längst aus dem Takt gebracht. Wir gehen zwischen ein und zwei Uhr schlafen und stehen nicht vor zehn wieder auf ..... weils eh wurscht ist, und rund um die Uhr hell.

Gestern wars soweit und das Wetter spielt super mit! Wir sind am nördlichsten Zipfel vom Fjord von Akureyri und haben freie Sicht Richtung Norden. Richtig gelesen ... NORDEN .... dort wo zu Hause nie die Sonne zu sehen ist!

Auch etliche Einheimische finden sich auf unserem Plätzchen ein um den längsten Tag zu zelebrieren. Wir geniessen einen ganz speziellen Sundowner, einen Amarula den wir uns aus Südafrika mitgebracht und für die ganz speziellen Momente aufgespart haben. Dazu die beste Musik aller Zeiten, das kann natürlich nur Pink Floyd sein!

Laut Astronomie versinkt hier um 00:58h die Sonne zur Hälfte im Meer, um eine halbe Stunde später schon wieder heraussen zu sein. Aber wir tricksen die Sonne aus! Weil unser Plätzchen 150m über Meeresspiegel ist, bleibt die Sonne über dem Horizont. Um das zu erleben müsste man normalerweise oberhalb des nördlichen Polarkreises sein.

Gaaaaanz langsam, und in extrem flachem Winkel nähert sich der rote Ball der Wasserlinie am Horizont, einen Fingerbreit davor erreicht er den tiefsten Punkt und steigt langsam wieder höher! Das rote Licht scheint durch die Fenster unserer Olga, ist extrem intensiv und zaubert eine feuerrote Farbe in unsere Gesichter. Ein tolles Gefühl wenn man bedenkt dass die Sonne für uns heute tatsächlich 24 Stunden geschienen hat!

29.06.2021

+++ Das Wetter +++

Wir sind ja jetzt doch schon ein paar Wochen unterwegs, Zeit um einen kleinen Überblick über das Wetter zu geben. Um es kurz zu machen, so viel wie ihr zu Hause schwitzen wir hier nicht!

Wir machen es wie die Profi − Islandreisenden, wir richten unsere Route nach dem Wetterbericht. Denn wenn es auf der einen Ecke der Insel schlecht ist, ist es meist anderswo schön. Eigentlich wollten wir recht bald in die Westfjorde, aber wegen permanent schlechtem Wetter sind wir nach dem Südwesten und dem Westen ganz im Norden gelandet. Dort war es eine zeitlang ganz gut auszuhalten, wir haben die ausgesetzten Küstengebiete wie Melrakkasletta, Raudanes, Langanes usw. erkundet. Bis uns eine massive Schlechtwetterfront, vom Nordpol kommend, in Myvatn zwei Tage massiven waagrechten Schneefall beschert hat. Also weiter nach Nordwesten getingelt, immer auf die Westfjorde schielend ... aber nix damit.

In der Zwischenzeit haben wir herausgefunden: Es gibt hier "warme" 10 Grad, und "kalte" 10 Grad. Die Warmen fühlen sich so an wie bei uns. Die sind harmlos, weil der Wind aus Süden kommt. Aber die Kalten sind gnadenlos, die kommen direkt vom Nordpol, da friert dir der Wind in sekundenschnelle das Hirn in der Birne ein. Und wenn man genau hinschaut, sieht man ganz viele kleine Eisbären im Wind mitfliegen!
Allerdings sorgt der südliche wärmere Wind eher für Regen während der kalte Nordwind für klares Wetter gut ist. So, lieber Island − Reisender ..... nun entscheide dich!

Wir haben uns auf das Wetter so gut wie möglich eingestellt, immer die Jacke und Haube dabei, auch wenn es ohne grad verlockend wäre.
Das wechselhafte Wetter sorgt aber auch für geniale Wolkenstimmungen, unglaublich intensive Farben und Kontraste in extremen Landschaften! Wir hatten Schnee, wir hatten Sonne so extrem dass es in den Augen schmerzt. Wir hatten Wind, dass man sich kaum auf den Beinen halten konnte und der einem den Atem nimmt. Der riesige Staubfahnen hochgerissen und die Gischt von den Wellen zu weissen, tornadoähnlichen Gebilden aufgewirbelt hat, dass das Meer aussieht als ob es kochen würde! Wo wir eine halbe Nacht bei 100kmh Windgeschwindigkeit auf der Piste notstoppen mussten damit uns der Sturm nicht vom Berghang fegt.
Aber wir hatten auch absolute Windstille die für wohlige Wärme auf der Haut sorgt. Wo man sehnsüchtig erwartet, endlich draussen sitzen und draussen kochen zu können. Wo endlich die intensiven Gerüche der quasi explosionsartig aufblühenden Natur die Nase verwöhnen.

Auch wenns meist ein bissl erlitten werden muss, es ist einfach phantastisch hier und mit nichts zu vergleichen!

Die Sonne ist extrem intensiv, unsere schöne sommerliche Bräune beschränkt sich allerdings auf Gesicht und Handrücken. Im heimatlichen Freibad würden wir die Lachnummer schlechthin abgeben.

Kürzlich haben wir erfahren dass es hier der kälteste Juni seit 46 Jahren war. Wir habens uns gedacht dass die kühlen Temperaturen nicht ganz so normal sind. Und es liegt doch nicht an uns dass wir solche Memmen wären! Aber seit ca. zwei Wochen hat das Wetter endlich entschieden auf "Sommer" umzustellen.

Wir haben nun so lange vergeblich auf gutes Wetter in den Westfjorden gewartet. Offensichtlich ist diese Gegend derart ausgesetzt dass es kaum längere stabile und gute Wetterfenster gibt. Also sind wir vor einer Woche dorthin aufgebrochen. Wir riskierens, schaun wir mal ob uns der Isländische Wettergott gnädig gestimmt ist.
Von der Vatnsnes Halbinsel sind wir gestartet, nach Stadur über Pisten bis nach Drangsnes gekommen. Nach Dupavik und weiter bis "ans Ende der Welt" in den Ofeigsfjördur bis zum Hvalarfoss. Ab hier gehts nur noch zu Fuss weiter.

Unsere Konklusio: Die einzigen wirklichen Konstanten auf Island sind der Wind, immer die Autotüre gaaanz fest halten beim Aussteigen!!! Und die unbremsbare Rotzglocke (Nasentropfen).
13.07.2021

+++ Lost Places ⁄ Fish Factories +++

Lost Places gibts auf Island doch einige zu sehen.

Allen voran einige alte verlassene Fish Factories in denen die Heringe gekocht, das Öl ausgepresst und die Reste zu Fischmehl vermahlen und getrocknet wurde. Die bekannteste ist in Djupavik, jedoch verstecken sich in den Fjorden noch einige andere, komplett Unbekannte.

Nachdem in den 60er Jahren die Heringe abgewandert sind, haben die Fish Factories von einem Tag auf den anderen geschlossen. Die Gerätschaften wurden gut konserviert eingemottet um bei der Rückkehr der Heringe nahtlos fortsetzen zu können. Der Hering kam nicht wieder, die Factories blieben geschlossen.

Auf Island ist es üblich dass fremdes Eigentum mehr respektiert wird als wir es gewohnt sind. Und somit sind die Factories vor Diebstahl und Vandalismus grossteils verschont geblieben. Und wenn man fragt, haben die Eigentümer nichts gegen einen Besuch darin.

Uns sind die Augen aus dem Kopf gefallen beim Anblick des alten Dieselmotors der den Generator betrieben hat! Ein Wahnsinns Anblick auch die alten Färderbünder, Zahnradgetriebe, Dampfkessel und Zentrifugen. Als Sahnehäubchen zum Abschluss die Maschinen in der Werkstätte!

Und unvorstellbar, wie viele Heringe man fischen muss um so einen Öltank voll zu bekommen! Am Boden sind mit Dampf beheizte Rohre, damit das Öl dünnflüssig geblieben ist. Laut Infos von Einheimischen war 1000 Liter Heringsöl so wertvoll wie ein Amerikanisches Auto!
15.07.2021

+++ Lost Places ⁄ Plane Wracks +++

Die Isländer sind "Bewahrer und Sammler". Weggeworfen wird nichts, man kanns ja vielleicht noch mal brauchen. Das liegt an der stets schwierigen wirtschaftlichen Versorgungslage in der Vergangenheit.

Auf Island waren seit dem zweiten Weltkrieg lange Zeit Amerikanische Luftwaffenstützpunkte. Eine Menge von dem militärischen Zeug wurde beim Abzug nicht in die USA zurücktransportiert. Sondern ausrangiert und an Island für zivile Zwecke überlassen.

Das eine oder andere Flugzeug ist auf Versorgungsflügen im schlechten Wetter notgelandet. Das bekannteste liegt an der Südküste im schwarzen Sand. Es ist einfach dort liegen geblieben und ist ein oft fotografiertes Motiv das wir auf unserer Island Reise 2012 schon aufgesucht haben.

Diesmal haben wir uns nach den wenig bekannten umgesehen und sind nach einiger Zeit auch fündig geworden. Durch ihre geringe Bekanntheit sind sie zum Glück noch weitaus vollständiger und weniger devastiert. Sie dienen heute als Pferdestall oder sind zwischengelagert mit ungewisser Zukunft.
26.07.2021

+++ Olga Service +++

Wir sind mittlerweile seit 10 000km unterwegs, es wird Zeit für eine Olga Kosmetik! Sprich Ölwechsel mit Filter, Luftfilter, Kreuzgelenke abschmieren usw. Eine Werkstätte damit zu beauftragen kommt für uns nicht in Frage, nur selbst gemacht ist gut gemacht. Also unterwegs anständiges Öl gekauft, auch ein passender Ölfilter war lagernd !!!!! und den Luftfilter haben wir eh mit gehabt.

Bleibt nur noch die Frage .... WO MACHEN? Wenn man fragt, findet sich ein Weg. Letztendlich sind wir im Hafengelände in einer kleinen Garage gelandet. Trocken und vor allem windstill. Wir konnten ganz in Ruhe alle Arbeiten durchführen. Der Motor hat auf den letzten 10 000km so gut wie kein Öl gebraucht, alles ist dicht, nix lose, alles noch dran an der Olga.

Jetzt gehts frisch geölt wieder weiter. Vielen Dank an Sylvaine und Patrick für eure supertolle Unterstützung bei der Garage! Eine Freude euch kennengelernt zu haben!

PS: Wen es interessiert: Der Nipparts N1315033 Reiskocher − Ölfilter passt und ist das perfekte Äquivalent zum Mann 920 48.
03.08.2021

+++ Das Hochland +++

Mitte August ist die beste Zeit um ins Hochland zu fahren. Das Wetter ist halbwegs stabil und die Wasserdurchfahrten sind wegen der meist schon abgeschlossenen Schneeschmelze nicht mehr so tief bzw. überhaupt erst möglich.

Wir werden die nächsten zehn Tage unterwegs sein, unser erstes Ziel ist Laugafell. Aufgetankt und mit Lebensmitteln vollgebunkert brechen wir auf. Von Nordwesten fahren wir die F752 von Varmahlid kommend Richtung Laugafell. Nach ca. 45km verlässt die Piste das tief eingeschnittene Tal, über eine steile und staubige Serpentinenstrasse winden wir uns rauf aufs Hochplateau. Von einem Moment auf den anderen ändert sich die Landschaft dramatisch! Im Tal noch fruchtbar grün und mit jeder Menge Wasserfälle, gibts ab jetzt nur noch trockene Stein und Schotterfelder, Lavawüste und staubige Pisten.

Wir erreichen Laugafell am späten Nachmittag, kurz vorher sind noch zwei Flüsse zu furten, beide etwa 50cm tief. Laugafell .... ein paar Hütten im Nirgendwo, eine kleine Oase inmitten schwarzsandiger Mondlandschaft. Bekannt ist es vor allem wegen seines tollen HotPots, einer der besten auf ganz Island! Auf den haben wir uns ganz besonders gefreut, den restlichen Abend tümpeln wir im warmen Wasser bis wir Schwimmhäute haben zwischen den Fingern. Am nächsten Morgen fahren wir weiter, nicht ohne uns vorher bei der Hüttenwirtin über die kommenden Furten erkundigt zu haben. Laut Prognose sollen die Grundwasser gespeisten Flüsse relativ seicht sein aufgrund geringer Regenfälle in den vergangenen Wochen. Allerdings die Schmelzwasser gespeisten steigen ab Mittag deutlich an. Es ist mit 15Grad ziemlich warm, von den Gletschern kommt somit viel Wasser runter!

Deshalb fahren wir relativ früh ab um zu Mittag bei der Nyidalurhütte zu sein. Nach etwa 30km holpriger Fahrt mündet die F752 in die F26, die restlichen ca. 25km gehen flott dahin weil die Piste vor kurzem neu gegradet wurde. Die beiden Furten der Hagakvisel und Nyidalsa waren nicht gerade seicht, aber gut zu meistern.

Kurz nach der Nyidalsa Furt liegt die Hütte, wir haben unser heutiges Tagesziel erreicht! Die nächsten zwei Tage verbringen wir hier und unternehmen Wanderungen ins Nyidalur und zum nahegelegenen Tungnafellsjökull Gletscher. Weiters treffen wir hier wieder mit einem Reisebekannten aus den Westfjorden zusammen. Wir werfen den Griller an und verbringen einen super gemütlichen Abend mit traumhaften Lammsteaks und angeregtem Austausch unserer Reiseerlebnisse.

Dann gehts weiter die F26 nach Süden, über endlose graue Schotterfelder. Stets in Sichtweite ragt der massive Hofsjökull Gletscher in der Ferne auf. Nach ca. 25km biegen wir nach Osten ab, die nächsten 35km gehts durch skurrile Mondlandschaft, vorbei am grautrüben Hagöngulon See. Wo immer Grundwasser zum Vorschein kommt wächst leuchtend grünes Moos. So unglaublich prall und grün, wie mit dem grünen Leuchtmarker angemalt, oder als ob hier mal ein Chemieunfall gewesen wäre. Wir fahren nach Vonarskard, einem alten Vulkankrater zwischen den Tungnafellsjökull und Vatnajökull Gletschern gelegen.

Die Wanderungen dort sind anstrengend und wesentlich zeitaufwändiger als man es gewohnt ist. Zum einen ist der Untergrund extrem instabil, schottrig−rutschig. Andererseits hat der Isländische Wegebau die Eigenschaft zumeist in direkter Hanglinie und über Kuppen, also der allersteilsten und schwierigsten Route zu folgen. Zwischendurch ähnelt es auch einem Such und Ratespiel, wenn der Wind die Spuren anderer Wanderer verweht hat. Oder wenn die eingeschlagenen Markierungsstöcke für ein paar hundert Meter mal wieder fehlen. Es wird also nie langweilig!

Unsere Rundwanderung um die Berge Kolufell, Skrauti und Svarthöfdi war somit anstrengend, aber in unfassbar einzigartiger Landschaft! Wir kommen bei einbrechender Dämmerung zurück zum Auto, mit reichlich Muskelkater!

Die nächste Wanderung führt uns zum Varmahlid, einem Hochtemperaturgebiet mit kochendem Wasser, dampfenden Fumarolen und Schlammtöpfen. Der Weg dorthin führt wieder über den steilen Sattel von gestern, dann über lange schottrige Strecken, vorbei am Ryolitberg Skrauti, entlang des Snapdalur mit leuchtend gelbem bis rostig braunen Gestein. Zwischendurch über Heidekraut und Leuchtmarker−Moospolster, bis zum Berghang an dem Varmahlid liegt. In Sichtweite stets der leuchtend weisse Westhang vom Vatnajökull Gletscher.

Was sich leider auch zunehmend ins Blickfeld schiebt, sind die tiefschwarz hängenden Regenwolken. Regenfahnen, immer näher kommend, kündigen an dass wir heute wohl nicht trocken davonkommen werden. Exakt bei Varmahlid angekommen beginnt es zu regnen, rein in die Regenhose, vielleicht hilfts ja und es hört wieder auf. Leider nicht, die Wettertrolle bleiben stur. Ausser einem kurzen Rundgang, ein paar schnellen Fotos und Filmaufnahmen der Schlammtöpfe geht sich nicht viel aus. Es regnet sich ein und so bleibt uns nichts anderes übrig als den Rückzug anzutreten, wieder 2,5 Stunden zurück.

Der weitere Weg führt wieder raus auf die F26, wir treffen auf ein paar Wanderer. Respekt .... hier zu Fuss unterwegs zu sein ist nix für Weicheier! Nach langen, staubigen Kilometern auf schlechter Wellblechpiste erreichen wir das Ende der F26. Wieder auf Asphalt gehts rasch dahin, nach ein paar Kilometern durch das Lavafeld tanken wir im Highlandcenter auf.

Am netten Campingplatz von Arnes endet unsere erste Hochland Querung, schnell eine superheisse Dusche und ab in die Schlafsäcke!
07.09.2021

+++ Die Furten im Hochland +++

Im Hochland sind die meisten Bäche und Flüsse ohne Brücken, also zu furten. Der Wasserpegel schwankt extrem, von unpassierbar bis superseicht. Er ist abhängig von der Schneeschmelze, dem Regen und der Menge des Schmelzwassers das von den Gletschern runter kommt.

Das mit den Flüssen ist in Island eine ganz besondere Sache mit ihren eigenen Gesetzen. Denn manche Flüsse sind vom Grundwasser gespeist. Die erkennt man am klaren Wasser, deren Pegel ist von der Schneeschmelze und dem Regen abhängig. Dann gibts die vom Gletscher gespeisten Flüsse. Deren Wasser ist wenn überhaupt, nur in der Nacht und am Morgen klar. Je wärmer das Wetter tagsüber, desto mehr Schmelzwasser das dann grau bis dunkelbraun wird.

Wir hatte die Situation dass die Grundwasser gespeisten Flüsse sehr seicht waren weil es schon lange nicht geregnet hat. Aber die Schmelzwasser gespeisten haben schon am Vormittag ziemlich Gas gegeben, wurden braun und am Nachmittag mindestens 30cm tiefer. Das Wetter war ungewöhnlich warm, kurzzeitig sogar bis 23 Grad mit heftigem Fönsturm.

Die Nationalpark Ranger der umliegenden Schutzhütten geben gerne und verlässlich Auskunft über die Pegel. Es empfiehlt sich die Flüsse mit Gletscherwasser möglichst am frühen Vormittag zu furten. So haben wir es auf der F26 bei der berüchtigten Hagakvislar und Nyidalsa gemacht.
Beides Gletscherflüsse, schon zu Mittag mit ziemlicher Strömung und tiefbraun! Wir steigen aus und besprechen die optimale Stelle und Route. Dann Untersetzung rein, erster Gang, und langsam tuckern wir rein ins Wasser. Es wird rasch tiefer, der Flussboden steinig, und die starke Strömung spürbar. Das Wasser schwallt über die Stosstange und an die Seitenwand unserer Olga, tiefer wird's aber nicht mehr, nach 10m wirds schon wieder seichter.

Unsere Entscheidungen waren richtig, beide Flüsse waren nicht tiefer als ca. 60cm. Ein mulmiges Gefühl ist es trotzdem wenn man in so eine braune Brühe reinfährt. Als wir am späten Nachmittag uns nochmals die Nyidalsa ansehen ist der Wasserstand um weitere 20cm höher und der Fluss deutlich in die Breite gegangen! Dass die Wahl der optimalen Querung von grosser Bedeutung ist sehen wir bei anderen Reisenden. Ein paar Meter weiter links oder rechts, und schon ist es nochmals um 20cm tiefer.

Ein paar Tage später fahren wir die F910 von der Nyidalurhütte zur Askja. Wenige Km nach der Abzweigungen von der F26 muss man einen weiteren Schmelzwasserfluss furten. Die Nationalpark Rangerin in Nyidalur hat uns Tips für die beste Route gegeben .... eher rechts beginnen, die Sandbank in der Mitte anschneiden und in leichtem Bogen nahe dem Felsen auf der anderen Seite wieder raus. Und: "It looks more frightening then it is".....

Wir steigen aus und schaun uns die Sache mal an. Also das mit "frightening" ist nicht so falsch, die braune Schmelzwasserbrühe hat ein ziemliches Tempo. Der Fluss kommt direkt aus einer Klamm, hat eine ziemliche Strömung und ist tief braun. Grössere Steine dürften auch in der Furt sein, so wie die Wasser Oberfläche sich wellt. Die Route die uns die Rangerin geraten hat sieht machbar und definitiv als die Beste aus.

Also wieder Untersetzung rein und los gehts! Es wird sauschnell tiefer, die Steine sind tatsächlich grösser und die Strömung schiebt seitlich ordentlich an! Aber der Flussboden ist stabil, nicht weich, das Wasser schlägt die Seitenwand unserer Olga hoch ..... obwohl wir das mit dem Furten früher hundert Mal gemacht haben .... aber hier in dieser braunen Sosse ist es schon ein ziemliches Atemanhalt und Scheissgefühl! Nach 20m gehts rauf auf die Sandbank. Aber nur kurz, gleich darauf tauchen wir wieder ab um den zweiten Flussarm zu queren. Der ist nicht mehr ganz so lang und wir erreichen problemlos das andere Ufer. Die Rangerin hatte zum Glück recht, "it looks more frightening...."

Aber das mit dem "frightening" ist auf Island so eine Sache, vor allem wenn die eigene Einschätzung überschätzt wird. Wir erreichen einen Tag später die Askja über die F910. Schon die letzten 30km war es in unserer Olga ungewöhnlich warm, die Sonne extrem stark und der Wind hat immer mehr zugelegt. Vom Vatnajökull runter fegt ein ziemlicher Fönsturm, mit 23 Grad!!! Der Sturm reisst den feinen gelben Vulkanstaub hoch, über der Askja liegt eine fette gelbliche Glocke in der die umliegenden Berge verschwinden. Als wir die Schutzhütte erreichen ist die F910 gesperrt, wir sind eines der letzten Fahrzeuge das aus Richtung Nyidalur ankommt. Und der Ranger berichtet uns, dass in der Furt ein isländisches Fahrzeug mit 48 Zoll Rädern steckt und geborgen werden muss. Und in der Hagakvisel stecken zwei Touristenfahrzeuge deren Besatzung mit dem Helikopter rausgeholt wird. Weiter entfernt in der Porsmörk steckt ein Hochlandbus mit 20 Passagieren in der Krossa. Also doch nicht immer "it looks more frightening then it is ....."





10.09.2021

+++ Die Hot Pots +++

Für manchen Island Reisenden "nur" ein tolles Fotomotiv für diverse Social Media Plattformen oder eine Laune der Natur. Für uns ein absolutes MUSS! Um die innere Temperatur wieder nach oben zu korrigieren, als landschaftliche Highlights und auch einfach dem Wohlfühlen wegen.
Thermalwasser wird irgendwie automatisch mit Schwefelwasser verbunden. Stimmt gar nicht, eigentlich haben auf Island die allerwenigsten Hotpots Schwefelwasser.

Auch die Lage der Hotpots ist meistens sensationell! Während einer der bekanntesten, Laugafell in graubrauner Mondlandschaft mitten im Nirgendwo liegt, befindet sich Hellulaug nur ein paar Meter vom Meer entfernt. Echt praktisch, wenns einem im HotPot zu heiss wird kann man zur Abkühlung schnell mal ins Meer springen "das ist das Nordpolarmeer ... nur zur Erinnerung". Auch diverse alte Freiluft Schwimmbäder wie zB Reykjafjardarlaug kann man getrost zu den HotPots zählen da sie immer mit Thermalwasser gespeist sind.

Die HotPots sind auch ganz besondere Orte der Begegnung mit anderen Reisenden. Wir haben oftmals STUNDEN im Hotpot verbracht, bis unsere Haut ganz aufgeweicht war und sich bereits Schwimmhäute bildeten. Man trifft sich im warmen Wasser, beginnt ganz unkompliziert zu Tratschen. Über Reiseziele, vergangene und bevorstehende .... wo kommst du her, wo fahren wir hin usw. Aber auch schwierige Themen, Umweltschutz, angeschwemmter Plastikmüll an den Stränden werden angesprochen. Selbst so heikle Dinge wie "Gammelhai als Mutprobe für Touristen" wurden thematisiert.

Wir sind in etlichen HotPots herumgedümpelt, haben unsere Reiseroute oftmals extra danach ausgerichtet. Welcher uns am besten gefallen hat? Jeder ist irgendwie anders und auf seine Weise einzigartig .....

14.09.2021

+++ Im Land der Feen und Trolle +++

Die Isländer glauben an die Existenz von Feen und Trolle, was in ihrer Mythologie verankert ist. Ist auch kein Wunder, in einer Gegend mit derart aussergewöhnlichen Landschaften und Wetterphänomenen. Da kann man gern an Übersinnliches, Seltsames und Unerklärliches zu glauben beginnen. Also immer ganz genau hinsehen!
16.09.2021

+++ Der Schafabtrieb "Rettir" +++

Die Isländer haben eine einzigartige Art mit ihren Schafen umzugehen. Den Winter über verbringen sie auf den Weiden oder in den Ställen der Farmen. Im April kommen dann die Lämmer zur Welt und sobald diese gross genug sind, werden die Schafe von den Farmen "entlassen".

Sie verbringen den ganzen Sommer in Freiheit, folgen den Pfaden hinauf in die Berge bis an die Ränder des Hochlandes. Sie folgen somit der Vegetation, fressen ausschliesslich was ihnen schmeckt (darum schmecken sie ja so gut). Über den Sommer wachsen die kleinen Lämmer in unglaublichem Tempo zu stattlichen Jungschafen heran! Meistens sind sie in 3er Gruppen unterwegs, Mammaschaf mit zwei gleichaltrigen Jungschafen.

Der Grund warum sie im Sommer nicht auf der Farm sein können: Die Wiesen der Farmer geben nicht genug her dass gleichzeitig die Schafe sie abweiden und noch Vorräte in Form von Heu und Silage gemacht werden könnte. Ist eigentlich ähnlich wie zu Hause, da wird das Vieh aus gleichem Grund eben auf die Alm getrieben.

Im beginnenden Herbst wird es Zeit die Schafe wieder auf die Farmen zu bekommen. Aber wie machen die Isländer das? Einerseits kommen die Schafe wegen der nicht mehr wachsenden Vegetation eh schon selbst runter von den Bergen. Sie kommen den Farmern quasi "entgegen". Und dann gibt es das "Rettir", ein inoffizieller Feiertag in Island.

Jede Gegend legt diesen Tag selbst fest, irgendwann im September. An diesem Tag werden die Schafe der entsprechenden Gegend heruntergetrieben. Alles was gehen, laufen und fahren kann treibt sie runter ins Tal. Egal ob eigene oder fremde, die Schafe werden in Umzäunungen "zwischengelagert". Daraus werden sie ins "Rettir" getrieben, einer überaus schlauen isländischen Erfindung. Das "Rettir" ist ein grosser Kreis aus Holzgattern mit Unterteilungen wie Tortenspalten. In der Mitte ein Kreis, in den die Schafe getrieben werden.

Und dann geht das Spektakel los! Jung und alt, egal ob Männlein oder Weiblein, schnappt sich ein Schaf, erkennt aufgrund der Ohrmarke dessen Besitzer und verfrachtet das Schaf in die richtige Tortenecke des jeweiligen Besitzers. Es staubt, es blökt, es wird gelacht und es riecht nach Schaf! Aus der Tortenecke holt der Besitzer sie ab, heutzutage meist mit Traktor und Anhänger. Aber wir bekommen auch die traditionelle Variante zu sehen! Ein Farmer und seine Gehilfen holen sie mit Pferden und Hunden ab und treiben sie in die heimische Farm zurück! Welch ein stolzer Anblick!

Ein wahrer Festtag für alle, egal ob Schaf−Farmer, nur Zuseher oder "mitten im Trubel integrierte" Besucher wie wir! Jeder kommt auf seine Rechnung, es wird geschwatzt, gelacht und getratscht! Und zum Abschluss gibts Kaffee und Kuchen für alle! Auch wir wurden herzlich eingeladen und in die örtliche Community sofort integriert! Vielen Dank für diesen wunderbaren Tag und für das Beantworten aller unserer vielen Fragen!
18.09.2021

+++ Die Nordlichter +++

Jeder Nordreisende will sie sehen, wir auch! Nachdem wir auf unserer ersten Island Reise 2012 schon Riesen Glück hatten und Nordlichter gesehen haben, hofften wir lange Zeit auf eine weitere Chance!

Den ganzen Sommer über war es unmöglich sie zu sehen, es war in der Nacht einfach viel zu hell dafür. Seit August ist es mehr und mehr dunkel geworden, aber der Himmel war stets bewölkt. Irgendwie hatten wir das Gefühl dass die Isländischen Trolle und Feen das nicht wollten. Denn auch wenn es tagsüber wolkenlos war und die Nordlichter−App Sichtungen versprach .... abends zogen die Wolken zu und vorbei wars mit der Chance auf Nordlichter.

Vor ein paar Tagen im Hochland: Wir haben zufällig Pia und Helmut wieder getroffen, eine ausgesprochen sympathische Reisebekanntschaft! Wir beschlossen gemeinsam zu campieren und zur Feier des Tages den Griller anzuwerfen. Während wir die unglaublich saftig−schmackhaften Lammkotelette mit Grillkartoffel verdrückten, dazu Rotwein oder Isländisches Bier tranken war es unbemerkt dunkel geworden.

Bei einem zufälligen Blick in den Nachthimmel konnten wir grünliche Schemen wahrnehmen die langsam stärker wurden! Immer stärker, und sich zu bewegen anfingen! Wie grüne Vorhänge, die ganz sanft im Wind wabern! Einfach MAGISCH!

Vielen Dank ihr Trolle und Feen, es war traumhaft! Ihr habt diesen eh schon supertollen Abend mit eurem magischen Himmelsspektakel noch getoppt!

PS: Eine Woche später in Reydarfjördur ..... wir stehen am Campingplatz und um Mitternacht gibts plötzlich für einige Minuten extrem starke Nordlichter! Sie hatten kurzzeitig starke weisse und rote Säume, was für deren Intensität spricht.
20.09.2021

+++ Goodbye Iceland +++

Die Zeit des Abschieds, sie rückt unweigerlich näher. Aber der Abschied ist eh schon fühlbar, am Wetter, in der Tierwelt, an den Einheimischen .... es wird Herbst auf Island.

Die Sonne ist nicht mehr so intensiv und von der Mitternachtssonne ist schon lange nichts mehr zu sehen. Es wird am Abend rasch dunkel, um 20:30h ist es zappenduster. Das Gras ist schon wieder ziemlich braun, die Heide beginnt sich zart rot zu verfärben. Der allgegenwärtige Wind bläst wieder schärfer und eisiger.

Wir haben hier mehr als einen halben Jahreszeitenzyklus erlebt! Als wir ankamen war Ende Winter, wir sind auf Schneefahrbahn über den Öxi Pass nach Süden gefahren, etliche Wochen war alles braun und trostlos. Erst Ende Juni explodierte die Vegetation schlagartig in den Sommermodus, mit supergrünen Weiden und duftenden Kräutern in satter Heidelandschaft.

Dann die frisch geborenen Lämmer, wir haben beobachtet wie sie grade mal laufen konnten. Und später von den Weiden ins Hochland entlassen wurden. Wie unfassbar rasch sie herangewachsen sind! Jetzt sind sie fette Wollwürmer, schon beinahe so gross wie ihre Mütter! Auch das "Rettir", den Schafabtrieb haben wir miterlebt. Er ist ein grosser Wendepunkt im Jahresablauf der Isländer, er markiert den herannahenden Winter.

Auch die Isländer haben sich in unsere Herzen eingebrannt. Den Touristen normalerweise eher distanziert, aber mit aufrichtiger Freundlichkeit kann man das Eis sehr schnell brechen. Und dann sind sie unglaublich freundlich, hilfsbereit, sehr relaxed. Wir hatten sehr viele nette Begegnungen und Erlebnisse mit ihnen, nicht zuletzt hat unsere Olga die Türen in ihre Herzen geöffnet. Ein wahres Campervolk, an den Wochenenden sind sie ausgeschwärmt mit ihren Campingmobilen. Haben am liebsten die Campingplätze bevölkert die noch nicht von den Touristen überrannt sind und haben kampfgegrillt mit ihren Gasgrillern. Auch sie sind mittlerweile längst wieder verschwunden.

Auch mit anderen Reisenden hatten wir tiefgehende Begegnungen. Ein Wanderer den wir in den Westfjorden "am Ende der Welt" getroffen haben. Eigentlich nur wenige Stunden miteinander verbracht, trotzdem macht sich das angenehme Gefühl einer Seelenverwandtschaft breit! Auch die deutsche Auswanderin mit ihrem Restaurant! Die uns nicht nur kulinarisch verwöhnt hat, sondern mit ihrer freundlich sympathischen Art eine ganz besondere Heimeligkeit verbreitet hat und ihr Mann, der uns den besten Insider Tip für eine Wahnsinns Location gegeben hat, wo wir eine ganz besonders tolle Zeit verbracht haben! Und das sympathische Reisepaar mit ihrem Unimog. Im Hochland sind wir zusammengetroffen. Und die Trolle haben dafür gesorgt dass wir uns ungeplant mehrmals wieder treffen, wie mit einer geheimen Absprache! Der gemeinsame Abend mit euch im Hochland wird unvergessen bleiben, als Sahnehäubchen gabs die ersten Nordlichter obendrein!

Und unser braver UAZ Buchanka "Olga" war die ganze Zeit unser Zuhause! Haben drinnen gekocht, geschlafen, gelebt, hat uns nie im Stich gelassen! Wir können uns gar nicht vorstellen wieder in einem "normalen Bett" zu schlafen. Wieso "normal".... wir haben ein superbequemes Bett in unserer Olga! Eigentlich vermissen wir gar nichts von zu Hause und könnten einfach weiterfahren.

Jetzt ist Herbst und unsere lange Reise geht zu Ende. Rauf auf die Fähre und heim .... könnte die Fähre jetzt nicht einen mehrere Wochen dauernden Defekt haben?

Wenn wir die Augen schliessen, dann ziehen sie wieder vorbei ..... die unzähligen Fjorde, Wasserfälle, HotPots, Schafe, Pisten, Lavafelder, Flüsse, Wale, Polarfüchse. Und nicht zuletzt der Vulkan.

Goodbye Iceland, thanks for all!

But we will be back!